Wie wir Einfluss auf unser Abwasser nehmen – Ein Interview mit der ARA
Jannika Theilen - 15. Oktober 2024
Ob beim täglichen Toilettengang, dem Abwasch in der Küche oder beim Nutzen der Waschmaschine: Alles, was in den Abfluss gerät, landet am Ende bei der ARA (“Abwasserreinigungsanlage”).
Copyright: zVg Stadt Zürich
Weil auch unsere Produkte Einfluss auf das Abwasser nehmen, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, unseren Teamevent bei der ARA Werdhölzli in Zürich abzuhalten.
Ein Rundgang bei der ARA ist auf jeden Fall alles andere als langweilig. Das können wir euch versprechen! Nach unserem Teamevent bei der ARA waren wir Feuer und Flamme noch mehr über das Thema Abwasser zu erfahren. (Hätten wir auch nicht gedacht, dass wir das jemals sagen…aber so spielt das Leben!)
Aber was genau macht die ARA eigentlich?
Die ARA spielt eine zentrale Rolle im Umweltschutz und kümmert sich darum, unser Abwasser entsprechend aufzubereiten, sodass es ohne Schadstoffe zurück in die Natur gelangen kann.
Wir haben vor Ort eine Menge wertvoller Inputs dazu bekommen, wie Abwasser aufbereitet wird, was gut funktioniert und was problematisch ist. Damit ihr die Informationen quasi aus erster Hand bekommt, haben wir Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ), die Betreiberin der ARA Werdhölzli, für ein Interview angefragt. ERZ hat freundlicherweise zugesagt und uns alle Fragen beantwortet!
Reinigung des Abwassers bei der ARA Werdhölzli
Zuerst ein bisschen allgemeine Infos zur Wasseraufbereitung, damit ihr ready für Themenspezifisches seid!
Die Reinigung des Abwassers dauert im Werdhölzli rund 18 Stunden, wobei die genaue Dauer von der Zuflussmenge abhängig ist. So ist bei Regenwetter die Behandlung des Abwassers schon nach rund 8-9 Stunden vollendet. By the way ist die ARA Werdhölzli sogar die grösste Abwasserreinigungsanlage der Schweiz und befindet sich im Norden von Zürich. Die Anlage leistet also echt eine ganze Menge und ist aufgrund ihrer modernen Technik auch ausserhalb der Schweiz sehr bekannt!
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Wenn das Abwasser bei der ARA ankommt, ist es voller Fremdkörper, Schmutz und verschiedensten Chemikalien. Bei der mechanischen Reinigung kann man besonders gut sehen, was Menschen so alles über das Abwasser entsorgen. Kosmetikartikel, Lebensmittel oder auch technische Geräte finden sich dort wieder. Bei unserem Rundgang hatten wir eine ganze Charge Orangen, die herausgefischt wurden. So waren sie leider nicht mehr geniessbar…
Insgesamt gibt es 5 Stationen, die das dreckige Wasser durchläuft:
Aber wir haben uns gefragt: Sind denn alle ARA gleich aufgebaut?
ARA: “Der Grundaufbau ist bei den meisten ARA ähnlich. Das Trennprinzip erfolgt grundsätzlich von grob zu klein, wobei alle Abwasserreinigungsanlagen in der Schweiz zumindest über eine mechanische, eine biologische Reinigungsstufe sowie eine Nachklärung verfügen. Unterschiede gibt es in der Anzahl der Reinigungsstufen, sowie in der Art des biologischen Reinigungsverfahrens.
Ausserdem ist die Entfernung von Mikroverunreinigungen (aktuell) nur für ausgewählte ARA vorgeschrieben. Dabei kommen die Ozonung oder die aktivkohlebasierten Verfahren in Frage. In der Schweiz verfügen bisher aber erst etwas über 20 ARA über ein solches Verfahren. Auch die Sandfiltration gehört nicht zu den Standardverfahren, sondern wird abhängig vom Gewässer verlangt.”
Nach der Reinigung wird das Wasser in ein Gewässer - im Fall der ARA Werdhölzli in die Limmat - eingeleitet.
Abbaubarkeit von Waschmittel, Weichspüler & Co
ARA: “Wer ein Waschmittel auf den Markt bringen will, muss so einiges beachten. So wird zum Beispiel in der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung des BAFU vorgeschrieben, dass nur Wasch- und Reinigungsmittel in den Verkehr gebracht werden dürfen, wenn deren Tenside vollständig biologisch abbaubar sind.”
Euh, und was sind Tenside?
Das erklären wir dir gerne!
Tenside sind waschaktive Substanzen, welche aus Erdöl/Petrochemie, Schlachtabfällen oder auch Raps- oder Palmöl gewonnen werden. Sie sind unter anderem in Waschmitteln, Weichspüler, Spülmitteln und Shampoos enthalten.
Soweit so gut, aber das Ganze ist doch etwas komplexer. Für die, die es besonders genau wissen wollen, hat die ARA den Abbauprozess nochmals etwas konkreter beschrieben:
“Beim Primärabbau verlieren Tenside ihre Oberflächenaktivität. Im Abbauprozess einiger Tenside können allerdings Abbauzwischenprodukte entstehen, die selbst nicht abbaubar sind und aufgrund ihrer Hydrophobizität noch schädlicher sind als die Tenside selbst. “Hydrophob” bedeutet nicht oder nur schwer wasserlöslich. Mittlerweile sind die Regeln aber auch in Bezug auf den gesamten Abbauprozess verschärft worden, sodass in jedem Fall auf dem europäischen Markt keine bedenklichen Tenside im Umlauf sind. Vor einigen Jahren noch hat man nur den Primärabbau beachtet, was natürlich nicht gerade durchdacht ist!
Für unsere Waschstreifen haben wir uns bewusst für pflanzliche Tenside entschieden, die selbstverständlich gut biologisch abbaubar sind und keine toxischen Abbauzwischenprodukte aufweisen. Und uns war es wichtig, nicht auf Tenside tierischen Ursprungs zurückzugreifen.
Und wie steht es um den so beliebten Duft in Waschmitteln?
ARA: “Für andere Inhaltsstoffe wie etwa Düfte gilt diese Regelung der biologischen Abbaubarkeit leider nicht. Dabei haben sie teilweise eine umweltschädigende, biozide Wirkung auf Gewässer und sind aufgrund ihrer chemischen Beschaffenheit nur schwer abbaubar. Ein Teil der Duftstoffe ist “leicht flüchtig” und kann in der biologischen Reinigung durch "Strippung" (Übergang von der Wasser- in die Gasphase) entfernt werden. Die Abbaubarkeit und Ökotoxizität ist grundsätzlich sehr abhängig vom Einzelstoff. Je weniger Duftstoffe enthalten sind, desto besser ist es allerdings.”
Wir haben auch nochmal recherchiert und dabei Folgendes gefunden: Besonders viele Duftstoffe enthält leider vor allem der beliebte Weichspüler. Laut Umweltbundesamt können die in Weichspülern eingesetzten Parfümgemische bis zu 200 (!) Einzelstoffe enthalten. Den sollte man auch laut ARA besser nicht mehr verwenden, auch wenn er die Wäsche so schön kuschelig weich macht.
Damit du auch ohne Weichspüler weiche Wäsche geniessen kannst, haben wir die perfekte Lösung für dich: die bluu balls. Die Trocknerbälle aus reiner Schafwolle gibst du einfach in den Trockner, und deine Wäsche wird kuschelig weich – ganz ohne das Abwasser zu belasten.
Zur weichen WäscheIst Mikroplastik ein grosses Thema bei Waschmittel?
ARA: “Auf jeden Fall ist das ein Thema! Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Bei primärem Mikroplastik handelt es sich um Plastik-Teilchen, die als Mikroplastik in verschiedensten Produkten eingesetzt werden. Sekundäres Mikroplastik entsteht durch den Abbau/Zerfall von grösseren Plastikteilchen. Im kommunalen Abwasser ist besonders das primäre Mikroplastik relevant. Man sollte in jedem Fall also darauf achten, Waschmittel ohne Mikroplastik auszuwählen.”
Bei einer kurzen Recherche haben wir eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 entdeckt, bei der in 119 von 300 getesteten Waschmitteln mikroskopisch kleine Kunststoffteilchen nachgewiesen wurden. Verrückt oder?
But we’ve got you: Mit unseren Produkten bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite! Wir verzichten nämlich ganz grundsätzlich auf jede Form von Einwegplastik.
Unsere Waschstreifen Alpenfrische und Applecadabra enthalten Duftstoffe – jedoch deutlich weniger als herkömmliche Waschmittel. Die Waschstreifen ohne Duft hingegen, wie der Name bereits verrät, enthalten keinerlei Duftstoffe.
Entdecke die bluu WaschstreifenDarauf solltest du im Umgang mit Abwasser achten
Die ARA hat uns hier die sehr charmante und Allgemeingültige 3P-Regel in Bezug auf die Toilette nähergebracht:
“pee, poo and paper” - alles andere gehört weder in die Toilette, noch in den Abfluss.
Essensrückstände, abgelaufene Medikamente, Lösemittel, Farben, etc. sollten also anderweitig entsorgt werden. Das gleiche gilt für Fette und Öle aller Art - die können in der Kanalisation, aber auch schon in den Hausleitungen zu Ablagerungen und Verstopfungen führen.
Natürlich wollten wir auch wissen, worauf man beim Wäschewaschen und im Haushalt achten sollte.
Das hat die ARA uns mitgegeben:
Die Waschmitteldosierung sollte unbedingt auf die Wasserhärte abgestimmt sein
➡️ Mit einem Wasserhärte-Teststreifen kannst du ganz leicht herausfinden, wie hart dein häusliches Wasser ist.
Man sollte auf Weichspüler verzichten, da dieser sich nur sehr schlecht abbauen lässt
➡️ Stattdessen kannst du unsere bluu balls mit in den Tumbler tun, wenn du nicht auf kuschelige Wäsche verzichten möchtest.
Im besten Fall greift man auf Waschmittel mit wenig oder noch besser keinem Duftstoff zurück
➡️ Du kannst den Duft durch ein kleines Duftsäckchen (oder unsere Waschstreifen) im Schrank ersetzen. Und wenn du komplett auf Duft verzichten möchtest unsere Waschstreifen “Ohne Duft” nutzen.
Man sollte im Haushalt allgemein auf biologisch abbaubare Reinigungsmittel setzen
➡️ Schau beim Kauf neuer Produkte immer nach einem Hinweis zur biologischen Abbaubarkeit. Bei uns kannst du dir sicher sein, dass wir bei allen Produkten auf die bestmögliche Lösung setzen, ohne dabei Kompromisse bei der Reinigungskraft machen zu müssen.
Starte jetzt!
Jetzt bist auch du ein richtiger Abwasserprofi und weisst, worauf du achten musst! Und wenn du ganz unkompliziert nachhaltiger Waschen & Reinigen möchtest, kannst du jederzeit auf unsere Produkte zurückgreifen.
Fazit
Alles, was ins Abwasser gelangt und nicht zu 100% natürlichen Ursprungs ist, stellt in irgendeiner Form eine Belastung dar. Wichtig ist es, die Belastung möglichst gering zu halten und wenn möglich auf biologisch abbaubare Inhaltsstoffe zurückzugreifen. Die Verantwortung hierfür liegt bei uns Produzent*innen, aber natürlich auch bei den Nutzer*innen. Denn wie auch in anderen Bereichen bestimmt die Nachfrage das Angebot.
Manchmal muss man kurzfristigen und langfristigen Nutzen abwägen - so zum Beispiel beim Thema Duftstoffe. Jeder mag vermutlich den Duft frischer Wäsche mit einem Hauch Parfüm. Doch muss einem bewusst sein, dass besonders Duftstoffe nicht nur häufig Allergene hervorrufen, sondern auch noch schwer abbaubar und schädlich für unsere Gewässer sind. Und oft sind nachhaltigere Alternativen, wie z.B. das Nutzen eines Duftsäckchens nicht unbedingt aufwendiger, sondern eher einfach Gewohnheitssache.
Auch wir entwickeln uns stetig weiter und haben es uns zum Ziel gemacht, immer wieder aufs Neue innovative und nachhaltigere Lösungen zu finden. Der Besuch bei der ARA, als auch der Austausch im Anschluss waren für uns sehr wertvoll und haben uns eine ganz neue Perspektive ermöglicht.
Daher nochmal ein grosses Dankeschön an die ARA!
Copyright: zVg Stadt Zürich